Architekturpreis Kanton Zürich

Der H3

Im P.

Anerkennung 2006

Sulzerareal Winterthur

Landschaftsarchitektur:
Vetsch, Nipkow Partner AG, Zürich

Bauherrschaft:
Sulzer Immobilien AG, Winterthur

Mut zur Leere

Bei der Umnutzung ehemaliger Industrieareale besteht latent die Gefahr einer überhöhten Romantisierung des Vergangenen. Die Akteure der Umgestaltung dieser mitunter stadtteilgrossen Gebiete sind stets mit einer rauhen und zugleich prag- matischen Ästhetik konfrontiert, von der eine grosse Anziehungskraft ausgeht. Die Erhaltung des speziellen Charmes steht mit dem Wunsch und dem Druck nach einer zeitgemässen Nutzung und Gestaltung im Konflikt.

Auf dem neuen Katharina Sulzer-Platz mitten im dicht bebauten Sulzer-Areal in Winterthur spüren die Landschaftsarchitekten von Vetsch Nipkow Partner der Industriekultur auf subtile und unaufdringliche Art nach. Markante Elemente wie die fahrbare Kranbahn bleiben erhalten, ohne dass sie deshalb gleich in den Status eines Denkmals erhoben werden. Die 190 Meter lange und nur 32 Meter breite Fläche profitiert hauptsächlich von einem auffälligen Mut zur Leere. Nur einige punktuelle Eingriffe markieren die neue Bedeutung: ein kleiner Pappelhain am südlichen Ende, eine bewegliche Plattform aus Stahlplatten und zwei flache Wasserbecken im Norden zeugen von einem im Zaum gehaltenen Gestaltungswillen.

Den grossen Rest des Platzes bedeckt eine feine Schicht aus Stahlsplitt-Substrat. Korrosion und Vergänglichkeit – ansonsten zwei unerwünschte Faktoren – werden anhand der kleinen, rostenden Steinchen zum Thema. Die Industrie lebt somit nicht nur im von ihr gebildeten Aussenraum fort, sondern auch in den kleinen Eisenpartikelchen am Boden eines weiten, stillen Platzes.