Architekturpreis Kanton Zürich

Der H3

Im P.

Auszeichnung 2013

Hochhaus Weberstrasse

Anbau/Sanierung

Architektur:
ARGE: burkhalter sumi architekten, Zürich und Bednar Albisetti Architekten, Winterthur

Bauherrschaft:
UBS Fund Management ( Switzerland ) AG, Basel

Neue Grenzen

Die Erneuerung der Bausubstanz aus den Boomjahren zwischen 1950 und 1975 ist eine umfangreiche Aufgabe für Bauherren und Architekten, für die es keine verbindlichen Rezepte gibt. Innerhalb nur einer Generation verdoppelte sich der umbaute Raum in der Schweiz: heute muss mit all diesen Bauten ein Umgang gefunden werden. Bei Wohnhoch- häusern kommt erschwerend das umstrittene Image hinzu, das unmittelbar nach der Hochkonjunktur in den Keller sauste. Langsam findet jedoch ein Umdenken statt, bildet doch das Wohnhochhaus gerade in Bezug auf die Nachhaltigkeit heute erst recht eine sehr effiziente und platzsparende Form der Verdichtung.

Das zwölfgeschossige Wohnhochhaus an der Weberstrasse in Winterthurer Mattenbach-Quartier mit Baujahr 1960 stellt sowohl als Ausgangslage für ein Sanierungsprojekt wie auch in der Projektierung und Ausführung des Umbaus durch burkhalter sumi architekten ein Paradebeispiel für die Erneuerung und Aufwertung des Baubestandes der so genannten «Zweiten Moderne» dar. In dem Projekt verbinden sich die ökonomischen, ökologischen und ästhetischen Aspekte einer intelligenten Um- und Aufwertung zu einer stringenten architektonischen Strategie bis hin zu einer sorgfältigen und perfekten Umsetzung im Detail. Nach 45 Jahren war der Wohnturm statisch, energetisch und ästhetisch dringend sanierungsbe- dürftig. Dabei sollte der historische Charakter des Gebäudes erhalten bleiben, zugleich aber eine mögliche Mehrnutzung auf der Parzelle ausgenützt werden. Das «Problem» der zusätzlichen Wohnflächen wird auf logische und auf Anhieb ablesbare Weise gelöst, indem die Architekten den Wohnturm um eine neue, in der Mitte leicht genkickte Schicht erweitern. Das ursprüngliche Gebäudevolumen erhält mit dem Anbau neue Grenzen, ohne den prächtigen alten Baumbestand im Grünraum zu beeinträchtigen. Durch das Andocken des neuen Hausteils an das bestehende Treppenhaus war keine zusätzliche Erschliessung nötig – die geschickte Anordnung schonte das knappe Budget.

Die zuvor kleinteiligen Wohnungen im Wohnturm wurden zu geräumigen Vierzimmerwohnungen zusammengelegt, deren Wohnzimmer an neuen, deutlich erweiterten Balkonen liegen. Im Neubauteil sind die Wohnungen als ineinander verschränkte Duplex-Einheiten konzipiert. Diese inneren Strukturen lassen sich auf der neuen Aussenhaut ablesen: Ein Muster aus glattem Grundputz und einer mit Glimmersprengseln versetzten zweiten Schicht zeichnet den Verlauf der Wohnungen nach. Alle anderen Fassaden wurden mit einem Spiel aus hellen horizontalen und dunklen vertikalen Elementen aufgefrischt. Die Konstruktion erinnert an ein steineres Geflecht und überzieht das Haus wie eine locker gewobene Haut. Aus dem «Problemfall» ist durch die Sanierung und Erweiterung ein elegantes Haus geworden, das mit seinen zeitgemässen Wohnungen stolz für weitere fünfzig Jahre dasteht.