Architekturpreis Kanton Zürich

Der H3

Im P.

Auszeichnung 2013

Bezirksgebäude Dietikon

Neubau

Architektur:
Andy Senn, Architekt BSA SIA, St. Gallen

Bauherrschaft:
Kanton Zürich, Baudirektion, Immobilienamt

Grenzen setzen

Am Bahnhof Dietikon zeigt sich der Kanton Zürich in der Gestalt eines nur vordergründig diskreten, in seiner Wirkung aber Respekt erheischenden Bezirksgebäudes. Der St.Galler Architekt Andy Senn arbeitet mit scharfkantig geschaltem Sichtbeton in hoher Qualität, reagiert mit einem differenzierten Bauvolumen auf ein komplexes Raumprogramm und schafft mit einem siebengeschossigen Kopfbau die repräsentative Geste zum Bahnhofsplatz. Für die verschiedenen Institutionen des 1989 neu geschaffenen Bezirks Dietikon – den Bezirksrat, den Statthalter mit seinem Amt, die regionale Staatsanwaltschaft und nicht zuletzt das Gefängnis – steht an der Grenze zwischen Innenstadt und Bahnlinie die beispielhafte Multifunktionsstruktur für die kantonale Justiz. Besonders die Integration des Gefängnisses verlangte höchste Präzision bei der Setzung des Gebäudes in das Stadtgewebe. Die aussergewöhnliche Lage bedingt, dass es kein Pufferzone und keine Mauer gibt. Die Fassade ist die äusserste Sicherheitsschicht. Trotzdem schottet sich das Bezirksgebäude nicht von der Stadt ab – es setzt klare Grenzen für die Insassen des Gefängnisses, öffnet sich aber mit seinen Bandfenstern auf alle Seiten.

Das ohnehin schon anspruchsvolle Raumprogramm mit Büros für vier verschiedene Nutzer, einem Gericht mit der entsprech- enden Infrastruktur und einem Untersuchungsgefängnis wurde im Laufe der Planung kontinuierlich angepasst. Die Absicht, alles unter einem Dach zu vereinen – den offenen Gefängnishof auf dem Dach inklusive –, erforderte sowohl vom Gebäude wie auch von allen Beteiligten ein erhebliches Mass an Flexibilität. Umso bemerkenswerter ist die durchgängig sorgfältige Gestaltung aller Bereiche und Oberflächen im Haus: von der üppigen und verspielten Gestaltung des Innenhofes über die surrealen, die Strenge und Geschlossenheit der Architektur kontrastierenden Kunstinterventionen von Andreas Lutz und Andreas Guggisberg bis hin zur prägnanten Signaletik von Bringolf Irion Vögeli ist alles harmonisch aufeinander abgestimmt.

Für die Mitarbeitenden im Bezirksgebäude ist die kompakte Disposition des Hauses sehr praktisch. Von einer Abteilung in die nächste sind es nur wenige Schritte, und die Gefangenen können einfach von ihren Zellen zur Einvernahme oder zum Gericht gebracht werden. Der Bereich des Bezirksgerichts ist eine der wenigen halböffentliche Zonen, die Personen von ausserhalb betreten dürfen. In den Sälen und Wartezonen herrscht eine nüchterne, neutrale Stimmung – der Akt der Gerichts- verhandlung wird als alltägliche, seriöse und effiziente Arbeit dargestellt. Sie passt damit gut zur ganzen Erscheinung des Bezirksgebäudes in Dietikon: Der Bezirk als Verwaltungsapparat ist jetzt an prominenter Lage sichtbar, strahlt aber Zurückhaltung aus.