Architekturpreis Kanton Zürich

Der H3

Im P.

Anerkennung 2013

Obergericht Kanton Zürich

Architektur:
Felber Widmer Schweizer Architekten SIA AG, Aarau

Bauherrschaft:
Obergericht Kanton Zürich, Hochbauamt Kanton Zürich

Aufgelöste Grenzen

Eine Konstante der langen Baugeschichte des Obergerichts am Hirschengraben oberhalb der Zürcher Altstadt ist der stetige Wandel, das Weiterbauen. Bis heute sind Teile des ehemaligen Barfüsserklosters und des zu Beginn des 19. Jahrhun- derts erbauten Casinos des alten Gerichtsgebäudes erhalten, andere wie die Kirche sind verschwunden. Der L-förmige Neubau der Aarauer Architekten Felber Widmer Schweizer verbindet das Konventsgebäude mit dem ehemaligen Casino des alten Gerichtsgebäudes und bindet die ganze Anlage wieder zu einem überzeugenden Gesamtensemble zusammen. Dabei übernehmen die historischen Bauten die Aufgabe der Repräsentation nach aussen, während sich der Neubau unprätentiös einordnet und vor allem auch gegenüber der nahen Alststadt sehr zurückhaltend in Erscheinung tritt.

So bescheiden sich das neue Gebäude gegen aussen gibt, desto reichhaltiger präsentiert es sich im Inneren. Ein über fünf Geschosse reichendes Atrium verknüpft als öffentlich zugänglicher Bereich Alt- und Neubau. Obwohl die Wege von Gerichtspersonal und Besuchern grundsätzlich strikt getrennt sind, lösen sich in dem Atrium einige Grenzen auf: Hier bewegen sie sich im gleichen Raum, allerdings auf verschiedenen Ebenen, hier sind Ein- und Durchblicke möglich in den Innenhof und zu den dahinter gelegenen Gebäudeteilen. Zu den reichen «inneren Werten» gehört auch der grosszügige Einsatz von Holzfurnier, der schon in der Empfangsloge beginnt und der bis in die Korridore, in die Gerichtssäle und sogar das Personalrestaurant reicht. Die stellenweise vielleicht etwas üppige Ausstattung mit Nussbaumfurnier steht dem Gericht gut an, besser als manche übertriebene Geste der Repräsentation.