Architekturpreis Kanton Zürich

Der H3

Im P.

Auszeichnung 2013

Sihlcity, Zürich

Architektur:
Theo Hotz Partner Architekten, Zürich

Bauherrschaft:
Miteigentümergemeinschaft Sihlcity, Credit Suisse AG, Sihlcity, Zürich

An der Grenze

Die Umnutzung von nicht mehr zur Produktion benötigten Industriearealen beschäftigte in der Schweiz und ganz besonders in der Stadt Zürich intensiv die Bauherren, Planer und Architekten während der letzten zwei Jahrzehnte. Das Areal der Sihlpapierfabrik im Süden der Stadt war eines von zahlreichen Gebieten in der einstigen Industriestadt Zürich, das einer neuen Nutzung zugeführt wurde. Zugleich war es eines der wenigen, das von einem einzigen Investor und einem einzigen Architekten neu überbaut wurde. Diese Konstellation ist aus ökonomischer Sicht natürlich praktisch, macht es jedoch aus städtebaulicher und architektonischer Sicht nicht unbedingt einfacher, besteht doch latent die Gefahr der Monotonie.

Theo Hotz gelang aber beim Sihlcity genau das Gegenteil: an der Grenze zwischen Stadt, Fluss und dem offenen Land der Allmend schuf er ein belebtes städtisches Milieu, das es vorher dort nicht gab. Den Schlüssel dazu hatte die Bauherr- schaft in der Hand, denn das «Geheimnis» jeder belebten Stadt ist das Prinzip der Durchmischung – und zwar sowohl die Mischung der Nutzungen wie auch die richtige Mischung an städtebaulichen Teilen und nicht zuletzt eine echte, spürbare Dichte. All das muss eine Bauherrschaft wollen und ist im Sihlcity eingelöst worden. Man kann einkaufen, aber auch sich verpflegen, es gibt ein Multiplexkino, Büros, eine Wellness-Oase und auch einige Wohnungen. Sihlcity ist auf selbstverständ- liche Art und Weise an die Stadt und an die öffentlichen Verkehrsmittel angeschlossen, ist also keine Insel, sondern Teil eines grösseren Ganzen.

Schliesslich der Städtebau und die Architektur: Sie nehmen sich beide zurück, die neuen Gebäude sind gross, einige sogar sehr gross, und doch kommen die drei denkmalgeschützten und deshalb erhaltenen Altbauten aus der Industriezeit gut zur Geltung. Am nördlichen Eingang, beim Utoplatz, flankieren zwei Altbauten die Gasse, die zum Kalanderplatz in der Mitte des Areals führt. Der Platz ist verhältnismässig klein, aber völlig ausreichend dimensioniert. Er ist das Herz von Sihlcity; alle Wege führen auf ihn zu, er bildet das Sammelbecken und den Verteiler zugleich. Und er ist ein Beispiel solider Stadtbaukunst. Obwohl das Gebäude der ehemaligen Ausrüsterei mit Abstand das kleinste Bauvolumen am Platz ist, wirkt es keineswegs marginalisiert. Es behauptet sich neben der riesigen Fassade des Einkaufszentrums, als wäre der Neuling schon immer da gewesen. Die Altbauten sind geschickt als Identitätsträger inszeniert, wirken aber nicht wie musealisierte Artefakte, sondern sind voll und ganz als gleich berechtigte Partner in die neue Überbauung integriert.