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Erweiterung Wohnhaus Gamperstrasse, Zürich

Architektur

Baukombinat GmbH (Architektur)

BAUHERRSCHAFT

Stefan Gruber und Anke Felgenhauer Gruber

Im 19. Jh. entstand nördlich der Feldstr., anders als die in Aussersihl typischen Blockrandbauten, eine Logik abgehender Stichstrassen mit Punktbauten. Dort liess der Händler J. Gamper 1894 den symmetrischen Zeilenbau Gamperstr. 7–11 errichten. Seither ist ein Grossteil dieser Bauten den Gleisen oder Ersatzneubauten gewichen; bei der geplanten Verlängerung der Lagerstr. bleibt von Gampers Zeilenbau nach dem Abbruch des Mittelteils das hier behandelte Haus möglicherweise als Punktbau an der Gleiskante zurück.

Bei dessen Erweiterung forderte diese städtebaulich evolvierende Situation eine stärkende Reaktion. Von der Gliederung der Bestandsfassade geht ein sorgfältig austariertes Spiel mit den Symmetrien und Massen aus, das die Aufstockung mit dem Bestand über die Trauflinie hinweg zu einem neuen Gesamtwerk verschränkt. Die Logiken der Strassen- oder Hofseiten werden durch die Form des Volumens und subtile Symmetriebrüche von nah und fern betrachtet räumlich inszeniert.

Der Holzbau als raumfassende Konstruktion aus Scheiben und Massivholzdecken sowie die vielschichtige Fassade aus Holz und Recyclingstahl, dessen Oxidpigmente im Zusammenhang mit den umgebenden Dachziegeln gelesen werden können, reagieren exakt auf den Bestand. Sechs Punktfundamente übertragen die Kräfte analog zum ehemaligen Dachstuhl auf die Mauern. Der neue Teil erbt damit die geometrische DNA des Altbaus, wobei mit ein paar Kniffen überraschende Räume möglich werden.

Der Bestand mit seinen 3-Zimmer-Wohnungen wird um zwei kompakte 5-Zimmer-Duplexe für WGs und Familien erweitert, die trotz ihrer scheinbaren Einfachheit verblüffende vertikale und diagonale Raumbezüge aufzeigen. Die Raumfolge vom Eingang bis zu den privateren Zimmern wird ergänzt mit einem mehrfachlesbaren Raum, der sich zum Wohnbereich öffnet. Es entstehen sowohl Rückzugsmöglichkeiten als auch interaktionsfördernde Zusammenhänge. Aussenräume und Öffnungen beziehen sich präzise auf die umgebenden Stadt- und Landschaftsräume.

Bei Ausbauten wie Türen und Küchen führte eine starke Haltung zu Ausdruck und Dauerhaftigkeit zur konsequenten Eigenentwicklung aller Details, aus beständigen Materialien, im richtigen Mass und reparierbar.

Mit dem im Hof ansässigen Spengler wurde eine Lösung entwickelt, das Gebäude in bewohntem Zustand zu erweitern: Vor dem Dachrückbau wurde der Estrich abgedichtet und mit Abläufen versehen. Alle Mieter konnten bleiben, was ökologisch und sozial genuin nachhaltige Verdichtung ermöglichte.

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