Die Renovation der Kirche zeichnet sich aus durch den einfühlsamen Umgang mit der Bausubstanz und dem öffentlichen Raum. Sie zeigt, wie ein historisches Gebäude durch präzise, zeitgemässe Interventionen als ein lebendiger Raum erhalten werden kann.
Pragmatisch denkmalpflegerischer Ansatz
Die Stärken und Schwächen des Bestandes wurden herausgeschält und daraus die Elemente definiert, die wiederverwendet oder einfach neu gedacht werden konnten. Das Weiterdenken im Bestand ermöglichte eine Umgestaltung ohne Kraftakt. Erbaut 1920, stilistisch der Romanik angelehnt, wurde die Kirche Ende der 1960er Jahre tiefgreifend umgebaut und mit einer Unterkirche ergänzt. Sie ist also schon als Palimpsest zu betrachten; als Dokument des Wandels der Zeit. Ursprünglich war die Kirche mit grossformatigen Malereien ausgestaltet, von denen einzig die farbintensive Chormalerei erhalten ist. Der neu wieder durch Farbe gefasste Raum empfängt und umhüllt schon beim Betreten der Kirche. Die ehemalige atmosphärische Dichte wurde mit zeitgenössischen Mitteln wiederhergestellt.
Öffentlichkeit
Das in den 60er Jahren angebaute Vordach wurde von der Verbindung mit der Eingangsfassade gelöst, um die Verankerung der Fassade im Stadtraum wieder sichtbar zu machen. Neue Natursteinsäulen akzentuieren den Eingang und stellen eine Verbindung zwischen Aussen- und Innenraum her.
Die im Inneren und im Stadtraum integrierten Skulpturen aus Sandstein des Künstlers Karsten Födinger sind in ihrer massigen Präsenz mit Hilfe von 3D Fräsungen filigran ausgearbeitet, verweigern aber darüber hinaus eine vorbestimmte Ikonizität, wodurch sie Raum für Interpretationen lassen. Diese Inklusion verschiedener Betrachtungen ist bewusstes Statement, der Öffentlichkeit in ihrer Diversität Raum zu geben.
Low Tech und Beständigkeit
Umfassende statische und technische Massnahmen konnten mit Einbezug von Experten als Low Tech Lösung umgesetzt werden. Die Steinbänke entlang der Seitenwände sind neben Sitzgelegenheit auch Heizelemente. Mit neuen Fenstern und Vakuumgläsern als Aufdoppelung auf die bestehenden Buntglasfenster funktionieren die Konvektorheizungen mit sehr niedrigen Vorlauftemperaturen – bei weiterhin hohem Komfort. Die dicken Aussenmauern blieben ohne Dämmung, nur dünnschalige Elemente wie der Dachboden oder die Kreuzgewölbe wurden mit Zellulose ausgeflockt.
Darüber hinaus sind die Schönheit in der räumlichen Ordnung und die Auswahl wertiger Materialien beständig und dadurch inhärent nachhaltig.
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