Pavillon am See, Rüschlikon
Das Bauen am Ufer des Zürichsees stellt hohe Anforderungen – sowohl gestalterisch als auch bautechnisch und rechtlich. Die geologischen Gegebenheiten des Untergrunds erforderten eine durchdachte Fundationslösung, während kantonale Bauvorschriften, insbesondere der Gewässerraum, die baulichen Möglichkeiten stark einschränkten.
Nach geltendem Recht war eine Bebauung innerhalb des 20-Meter-Gewässerraums nicht möglich, und die strassenseitige Baulinie setzte weitere Grenzen. Eine konventionelle Umsetzung des Raumprogramms innerhalb der rechtlichen Grenzen hätte zu einem Bauvolumen mit den Abmessungen eines Eisenbahnwaggons geführt – eine Lösung, die den Anforderungen der privaten Bauherrschaft nicht gerecht wurde. Erst durch eine präzise, aber kreative Interpretation der baurechtlichen Vorgaben konnte eine Bewilligung erlangt und ein funktionales wie ästhetisch überzeugendes Konzept realisiert werden.
Der Pavillon entwickelt sich aus der Auseinandersetzung mit seiner Umgebung und schafft eine schlüssige Verbindung zwischen Architektur und Landschaft. Sein umlaufendes, weit auskragendes Dach und das fliegende Deck fügen sich harmonisch in die Umgebung ein. Drei Seiten des Gebäudes lassen sich vollständig öffnen, wodurch ein grosszügiger, wettergeschützter Aussenraum mit einer Outdoorküche und Aussendusche entsteht. Im Rückwertigen, massiven Gebäudeteil sind Garderobe, WC und Technikraum untergebracht.
Die Konstruktion des Pavillons erinnert an die historische Bauweise am Seeufer. Sein Fundament steht auf Mikropfählen – inspiriert von den prähistorischen Pfahlbauten am Zürichsee. Die Wände bestehen aus einem Zweischalenmauerwerk mit beidseitig verwendeten Klinkersteinen, die aus einer übrig gebliebenen Charge eines anderen Projekts stammen. Die lokal im Kanton Zürich abgebauten und gebrannten Steine tragen zur nachhaltigen Materialstrategie bei. Das Dach als Holzkonstruktion verleiht dem Bau eine natürliche Leichtigkeit, während das umlaufende Vordach für Sonnen- und sommerlichen Wärmeschutz sorgt.
Der Pavillon am See ist das Ergebnis eines präzisen Planungsprozesses, der die komplexen Rahmenbedingungen in eine gestalterische Qualität übersetzt. Er verbindet technische Raffinesse mit einem tiefen Respekt für den Ort und schafft einen offenen, fliessenden Raum, der sich selbstverständlich in die Landschaft einfügt.
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