Architekturpreis Kanton Zürich

Der H3

Im P.

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Neubau Mehrzweckgebäude Berufsschule, Rüti

ARCHITEKTUR
Jonas Wüest Architekten GmbH

BAUHERRSCHAFT
Baudirektion Kanton Zürich

Die Berufsschule Rüti wurde in den Jahren zwischen 1974 und 1994 in drei Bauetappen erstellt. Sorgfältig aufeinander abgestimmt, erscheinen die unterschiedlichen Bauten als Einheit. Die Gesamtanlage ist im überkommunalen Inventar schützenswerter Bauten aufgeführt. Mit der Erweiterung erhält die Schule eine bis anhin fehlende Aula und zusätzliche Klassenzimmer. Die Setzung und Gestaltung des Neubaus entwickelt sich aus der Lektüre und einer Neuinterpretation des Bestandes heraus. An die nordostseitige Grundstücksgrenze gesetzt, fügt er sich in die Gebäudeabfolge ein und bildet deren ostseitigen Abschluss. In den Grundmassen und der Höhenentwicklung nimmt er Bezug auf das Bestehende. Der skulpturale Kamin wird freigestellt und damit zu einem neuen architektonischen Angelpunkt der Anlage aufgewertet.

Ein robuster architektonischer Ausdruck verleiht dem Mehrzweckgebäude öffentlichkeit und städtebauliche Prägnanz. Mittels einer klar strukturierten Raumanordnung reagiert der Grundriss auf den Anspruch an eine multifunktionale, flexible Nutzung. Er erlaubt vielfältige Raumbezüge und Belegungsformen. Die Aula orientiert sich als dreiseitig befensterter Grossraum nach Süden und bietet Platz für Veranstaltungen mit bis 150 Personen. Mittels einer mobilen Trennwand lässt sie sich in zwei gut dimensionierte Klassenräume unterteilen. Das kleinere dritte Klassenzimmer nimmt eine Gelenkstellung ein und erlaubt über eine Verbindungstüre die Trennung oder den Zusammenschluss der Räume.

Die konstruktive und räumliche Konsequenz zeigt sich in einer direkten und reduzierten baulichen Umsetzung. Pfeiler und Wandscheiben gliedern und rhythmisieren die Flächen und kontrastieren mit den in Metall gefassten Gebäudeöffnungen. Die Fassaden, in Ortbeton gegossen, bilden die Tragstruktur. Die Oberfläche des holzgeschalten Sichtbetons verfeinert das Fassadenbild und nimmt Bezug zum rohen Beton des Bestandes.

Im Innern entwickelt der Bau eine helle und freundliche Raumstimmung. Die Materialisierung verleiht ihm eine gewisse Feierlichkeit. Zu Sichtbeton und Kalksandsteinmauerwerk fügen sich im Ausbau unterschiedliche in Holz ausgeführte Bauteile. Das Gebäude zeichnet sich nicht zuletzt aufgrund seiner Kompaktheit und räumlichen Flexibilität durch ein hohes Mass an Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit aus. Durch Abrücken und Verdichten bleibt der Ort landschaftlich durchlässig. Das vorhandene Aussenraumkonzept wird mit wenigen Mitteln angepasst und weiterentwickelt.

Das «Kunst am Bau»-Projekt von der Künstlerin Esther Mathis, eine freigestellte Glasbausteinwand, vermittelt als semitransparente Skulptur im Zentrum der Gesamtanlage.