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Rathaus Zürich, Provisorium Kirche Hard, Zürich

Architektur

Ernst Niklaus Fausch Partner AG

BAUHERRSCHAFT

Kanton Zürich, Hochbauamt

Während der geplanten Instandsetzung des historischen Rathauses an der Limmat finden die Sitzungen des Kantonsrats und des Gemeinderats der Stadt Zürich in der Bullingerkirche statt. Das ab 1925 erbaute und von den Gebrüder Pfister 1955 ergänzte Gebäudeensemble wurde hierzu mit präzisen architektonischen, technischen und atmosphärischen Eingriffen der neuen Nutzung zugeführt. Aus einem Raum der Andacht wird ein Raum des Dialogs, aus einem christlichen Raum ein Raum für die Vertretung der gesamten Bevölkerung.

Das Rathausprovisorium schreibt das bereits bestehende Prinzip der fortwährenden Integration des «Neuen» in das «Alte» des «Ensembles Bullingerkirche» fort. In den von den Materialien Backstein, Sperrholz und Beton geprägten Kirchenraum wurden reversible Ausstattungen eingefügt, mit dem Ziel, die repräsentative gegenüber der religiösen Atmosphäre zu stärken. Dazu wurden anstelle der Kanzel in identischer Konstruktion vier neue Stützen im Raum gesetzt und daran drei Ringe aufgehängt. Die markanten Ringe prägen den Raum und konzentrieren ihn auf die Mitte. Sie sind Lichtquelle und Akustikdämmung zugleich. Den harten Materialien des Raumes wurde in der Form von Teppichböden und Filzbändern Ziegen- und Schafswolle gegenübergestellt. Wie bereits die Kirchenbänke der 50er-Jahre sind auch die neuen Möbel in Sperrholz ausgeführt. Mit dem neuen Foyer wurde zudem ein grosszügiger Raum für den informellen Austausch unter den Parlamentarier:innen geschaffen und durch eine einfache Renovation konnten aus den ehemaligen Unterrichts- und Mehrzweckräumen Fraktions- und Kommissionszimmer geschaffen werden.

Die Projektierung erfolgte unter möglichst nachhaltigem Substanzerhalt. Alle neuen Bauteile sind ohne Beschädigung der Substanz wieder rückbaubar. Den grossen Anforderungen an Haustechnik und Raumklima wurde ebenfalls mit einem additiven Prinzip Rechnung getragen, d.h. Lüftung, Heizung, Elektro und Kommunikation wurden ohne Eingriff in die Substanz in der neuen Podesterie geführt. Im Gegensatz zu einer Kirche, welche eine hallende Akustik und gedämpftes Licht aufweisen soll, musste im Parlamentsaal eine dialogorientierte Akustik und eine für TV-Übertragungen nutzbare Beleuchtung geschaffen werden. Diese hohen Anforderungen wurden kompakt in den drei konzentrischen Ringen aus Filzbändern, Lichtlinien und Bühnenträgern erfüllt. So entsteht im Dialog mit der bestehenden Struktur ein zeitgemässes Parlament, welches den konstruktiven Dialog räumlich unterstützt.

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