Klug verwoben
Die Siedlung Winkelhalden liegt im Dorfzentrum der Zürcher Seegemeinde Oberrieden, zwischen den beiden Bahnhöfen. Die Überbauung mit 44 rollstuhlgängigen Wohnungen wurde für Menschen in der dritten Lebensphase entwickelt: sechs Häuser, die eine Art Dorf im Dorf bilden. Drei viergeschossige Wohnbauten parallel zum Hang fassen zusammen mit zwei kleineren, gemischt genutzten und senkrecht zum Hang stehenden Häuser den grossen chaussierten Hauptplatz, der an die Quartierstasse grenzt. Im Zentrum liegt ein kleineres Haus mit auch von Externen zumietbaren Jokerzimmern, unter dem Dach befindet sich Gemeinschaftswohnzimmer, das nur den Mietern zugänglich ist.
Die vielfältigen Aussenräume sind geschickt ineinander verwoben. Der Hauptplatz bietet Orientierung. Hier läuft man sich über den Weg, hier grenzt das siedlungseigene Bistro an. Von dieser gekiesten Fläche führen über mehrere Geschosse schmale Brücken zu den Laubengängen der seeseitigen Wohnhäuser und offene Treppen in den um zwei Geschosse tiefer liegenden Hof. Er bringt Tageslicht in die hangseitigen Räume der unteren Wohnungen und dient im Sommer als bepflanzter, schattiger Sitzplatz.
Damit wegen dieses langen und tiefen Hofes kein Staumauergefühl entsteht, haben die Architekten die Wohnzeilen dreigeteilt. So entstehen Durchblicke und -gänge zwischen den Häusern, sind Piazza und Garten zusammengebunden. Das Finanzierungsmodell – eine durch die Bewohner getragene Aktiengesellschaft – bildet die Idee des gemeinschaftlichen Wohnens ab und umgekehrt. Im Gegensatz zu Stockwerkeigentum sollen dadurch die vielen und grosszügigen Gemeinschaftsräume und -flächen mittel- und langfristig nicht durch Partikularinteressen geschwächt werden.
Heute leben 70 Menschen über 60 Jahre in der Siedlung. Sie kümmern sich in 25 Arbeitsgruppen um Hühner, Bibliothek und Veranstaltungsaal – Architektur und gemeinschaftliches Wohnmodell greifen hier beispielhaft ineinander.
Text Roderick Hönig, Hochparterre
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