Wohnsiedlung Riedmühlehof
Aus der ursprünglichen Ansammlung traufständiger Bauernhäuser entlang der Brüttiseller Dorfstrasse hat am westlichen Dorfrand ein Haus die Dorfentwicklung überdauert: ein 1823 erbautes Vielzweckbauernhaus mit Wohnhaus, Tenn, Stall und zwei nachträglich angebauten Remisen. Die Aufgabe in der Kernzone von Brüttisellen bestand nicht nur darin, dieses zweihundert Jahre alte Haus in Wohnraum zu verwandeln und es als identitätsstiftendes Zeugnis der Vergangenheit zu erhalten, sondern auch, die grosszügige Parzelle, auf der es steht, zu einer eigenständigen Wohnsiedlung zu verdichten.
Entstanden ist eine Wohnsiedlung mit fünf Häusern: das ehemalige Bauernhaus mit Wohnhaus und vier Hauseinheiten im ehemaligen Ökonomiegebäude, zwei Reihenhäusern mit je drei viergeschossigen Einheiten und zwei Mehrfamilienhäuser mit je sechs Geschosswohnungen. Die Mitte der Siedlung wird durch die Bauten räumlich gefasst. Es entsteht ein vom Strassenraum diversifizierter Wohnhof, der den Bewohnern der Siedlung gleichermassen als ruhiger Rückzugsort und Treffpunkt zur Verfügung steht. Sitz- und Spielgelegenheiten bieten den Anwohnern in den warmen Jahreszeiten einen schattigen Ort zum Verweilen und Gelegenheit für spontane Treffen.
Unter dem Dach des Ökonomiegebäudes finden vier neue Wohneinheiten Platz: gestapelt über drei Geschosse entsteht je ein Haus pro Achse. Gebaut wird Haus in Haus: die ehemalige Fassade wird zur Hülle, der Raum dazwischen zum Filter für Licht und zum geschützten Aussenraum, der durch das weit auskragende Dach und die geöffneten Tore private Geborgenheit verspricht. Die Wohnräume im Innern zeigen den Dialog zwischen dem ursprünglichen Holztragwerk und der neuen Raumstruktur offen zur Schau.
Wer sich hinter das alte Haus wagt, der erkennt dessen Rolle: Es ist der Keim, aus dem die ganze Wohnsiedlung entstanden ist: Der bäuerliche Werkplatz stand Referenz für den Wohnhof mit Spielplatz, die vernakuläre Bretterschalung für die Deckleistenschalung, die Balkonbrüstung und die Betontextur, das Rot des Konsolenfrieses für die Füllungen, das Grün der Fensterläden für die Fassade und das Beige des Verputzes für die Laibungen der Neubauten. Durch die gegenseitige Bezugnahme entsteht aus der bunten Mischung verschiedener Haustypologien ein identitätsstiftendes, dörfliches Ensemble.
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