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Zehntenscheune, Dietikon

Architektur

Buol & Zünd Architekten BSA GmbH

Righetti Partner Group AG

BAUHERRSCHAFT

Stadt Dietikon

Die Schönheit der Zehntenscheune in Dietikon liegt in ihrer fast unverändert vorgefundenen baulichen Ausgangslage. Die Typologie des Vielzweckbaues, verwandt mit den regionalen Bauernhäusern, wurde von 1600 bis 1841 durch das Kloster Wettingen zur Lagerung des Zehnten genutzt. Die Umnutzung der leerstehenden Scheune zu einem Veranstaltungsort führte zu einem Konzept, das an die Beständigkeit der Typologie, deren räumliche Logik sowie die konstruktiven Gegebenheiten glaubt und sie zum Transformator werden lässt. Diese Idee entpuppt sich als angemessene Strategie, die nicht nur der einfachen handwerklichen Erscheinung des Bestandes entspricht, sondern auch Potenzial zur Findung neuer, entwurflicher Entscheidungen im Zusammenhang mit der schönen baulichen Substanz eröffnet.

Die Umdeutung der Typologie beginnt im bis unter das Dach reichenden Tenn, das über das grosse Tor eine Durchfahrt ermöglichte. Hier wird die neue Erschliessung des Hauses angeordnet, die neckisch hinter dem grossen Tor hervorschaut und von der Mehrgeschossigkeit dieses Raumes in transformierter Weise erzählt. Diese Idee wird durch die gegenüberliegende Galerie im Dachraum des ehemaligen Heulagers unterstrichen, die diese räumliche Schicht zum Dachraum vermittelt. Der Veranstaltungsraum unter dem grossen Dach erzählt von der zimmermännischen Konstruktion, die nicht nur Träger der spezifischen Stimmung ist, sondern auch einen grosszügigen, luftigen Raum bietet. Sorgfältig gestaltete Details, wie die Gliederung der neuen akustischen Ausstattung, die an die Ziegellattung erinnert, oder die kulissendünne, runde innere Fassadenschicht, die die Galerie vom Hauptraum abtrennt, vervollständigen das Bild vom Ineinander der neuen und bestehenden Elemente. Im ehemaligen Stall im Erdgeschoss wird die vorgefundene geschichtete Ordnung aufgenommen und folgerichtig im Sinne der Typologie durch dienende Räume ergänzt.

Der pragmatische, konstruktive Aufbau steht in langer baumeisterlicher Tradition, die sich scheinbar über die Zeit und auch den Stilbegriff hinwegsetzt. Defekte Bauteile werden durch neue, handwerklich verarbeitete Elemente sinnstiftend ersetzt. Diese heute gut sichtbaren Elemente, etwa die neuen Zangen im Dachwerk oder die statischen Ertüchtigungen in der Bohlenwand, werden sich mit der Zeit nahtlos in den Bestand einfügen.

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