Der H3
Im P.
Erweiterung Schulhaus Scherr
Architektur:
Patrick Gmür Architekten AG, Zürich
Bauherrschaft:
Amt für Hochbauten der Stadt Zürich, Zürich
Barragansches Kolorit für ein Schulhaus in Zürich
Der moderne Schweizer Schulhausbau kann auf eine lange Tradition zurückblicken, die in Zürich vor allem in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts unter der Ägide von Alfred Roth einen vorläufigen Höhepunkt fand.
Betrachtet man die aktuelle Szene, so darf man mit Fug und Recht behaupten, dass Patrick Gmür sich mit seinen jüngsten Beiträgen in diese Tradition bestens einreiht, ja sie neu belebt. Dabei ist die Erweiterung des auf einer Geländeterrasse unweit des Rigiplatzes gelegenen, 1865 erbauten Schulhauses Scherr an erster Stelle zu nennen. Unmittelbar angrenzend an eine bestehende Turnhalle aus den 1970er Jahren erhebt sich ein aussen schlichter, mit silbergrauen Holzpaneelen verkleideter Klassenkomplex, dessen innerer Betonkern einige Überraschungen bereit hält.
Während der Architekt sich angesichts der Klassenzimmer in schlichter Zurückhaltung übt, zieht er bei der Gestaltung der öffentlichen Zonen, seien es nun Eingangshalle oder Korridore, alle Register einer gelungenen Farb- und Lichtregie. Farbe ist hier mehr als nur Anstrich, sie wird zu einem Bestandteil des Raumes, taucht ihn in unterschiedliche Atmosphären und entfaltet im Wechsel von künstlicher und natürlicher Beleuchtung eine suggestive Strahlkraft, wie man sie bisher nur aus südlichen Gefilden, etwa aus dem Werk Luis Barragans in Mexiko City, kennt. Wie er scheut Patrick Gmür nicht davor zurück, eine rosarote Wand auf eine orange treffen zu lassen, kombiniert diese in der nächsten Ecke mit himmelblauen oder zitronengelben Flächen. Die Wirkung des nicht deckenden, sondern geschlemmten Kolorits, das den Pinselduktus durchscheinen lässt, ist überwältigend, erheiternd und in jedem Fall eine ideale Inspirationsquelle nicht nur für die Schüler, sondern ebenso für die Lehrer: Kunst am und im Bau, mit oder ohne Unterricht, zweifelsohne ein Schule des Sehens.