Architekturpreis Kanton Zürich

Der H3

Im P.

< Eingabe 16 >

Tanzhaus, Zürich

ARCHITEKTUR
Barozzi Veiga GmbH

BAUHERRSCHAFT
Stadt Zürich Amt für Hochbauten


An einer früher verborgenen Stelle entlang des Limmatufers präsentiert sich das Tanzhaus Zürich als Ersatzneubau des abgebrannten städtischen Gebäudes Wasserwerkstrasse 127a nun als Kulturinstitution.

Der Neubau bietet die Chance, diesen Abschnitt entlang der Limmat und des Kloster-Fahr-Weges aufzuwerten. Mit einem schlichten, terrassenförmigen Volumen gelingt es dem Projekt, die städtebauliche Situation zu verbessern und die von Gärten und schützenswerten Bauten geprägte Umgebung zu ergänzen. Durch den Rücksprung des Tanzhauses von der zulässigen Baulinie wird der beliebte Spazierweg verbreitert und ein einladender Begegnungs- und Aufenthaltsort vor dem Gebäude geschaffen. Der Bau wird als schlichtes identitätsstiftendes Objekt entlang des Flussraums wahrgenommen.

Die reduzierte Fassadenhöhe und Terrassierung verleihen dem Gebäude einen urbanen öffentlichen Charakter. Die Organisation des Programms des Minergie-ECO-zertifizierten Gebäudes spiegelt ein klares Betriebskonzept wider und trennt die privateren Nutzungen im Ober- von den öffentlicheren im Erdgeschoss. Mehrere Zugänge aktivieren den Verkehr rund um das Gebäude und verstärken den öffentlichen Charakter.

Läuft man eine lange Treppe Richtung Fluss hinunter, entdeckt man die eigentliche Fassade des Tanzhauses. Eine ausdrucksstarke Abfolge von Trapezen, die abwechselnd in massivem Dämmbeton oder als transparent begrünte öffnungen in Erscheinung treten. Die Wiederholung der Trapezform folgt zwei wesentlichen Zielen: dem Wunsch, einen Dialog zwischen dem Neubau und dem industriellen Kontext aufzubauen und der Notwendigkeit, die kompakte Materialmasse für strukturelle Belange mit der durchlässigen Beziehung zum öffentlichen Raum zu balancieren. Um Sonneneinstrahlung und Wärmeschutz zu kontrollieren aber den Einsatz von mechanischen Sonnenschutzsystemen zu vermeiden, wird ein Pilotprojekt gestartet. Die Zusammenarbeit zwischen Haustechnik, Bauphysik, Architektur und Landschaft ermöglicht eine innovative Lösung für die Fenster zu finden: laubabwerfende Kletterpflanzen an vorgespannten Seilen sorgen für eine jahreszeitlich differenzierte Beschattung der Fensteröffnungen. Im Winter lassen die blätterlosen Pflanzen Licht und Wärme ins Gebäudeinnere eintreten, während die Blätter im Sommer für eine kühle und spielerische Verschattung sorgen. Der Rhythmus der Jahreszeiten wird durch Tageslicht und Bepflanzung innen und aussen miterlebt.

Der ganze Bau, innen und aussen, besteht aus einem Material – Dämmbeton und Recycling Beton CEM IIIb. Der Einsatz des Liapor Dämmbetons ermöglicht den Bau einer fugenlosen monolithischen Fassade und die Gestaltung einer «fast primitiven» archaischen Architektur. Dabei passt er sich den Eigenschaften der Umgebung an: als Baustoff nimmt er Feuchtigkeit gut auf und gibt diese wieder ab. Darüber hinaus eignet sich der Beton für beidseitig exponierte Flächen, da durch seine guten Wärme- und Schalldämmeigenschaften die bauphysikalischen Anforderungen ohne zusätzliche Dämmstoffe erfüllt werden können.

Als monolithischer Sichtbetonbau zeigt das Tanzhaus Leichtigkeit und Monumentalität, spielt mit Licht und Schatten, verschmilzt Innen- und Aussenraum und wird als unteilbares Ganzes erlebt.