Architekturpreis Kanton Zürich

Der H3

Im P.

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The Valley, Kemptthal

ARCHITEKTUR
Naomi Hajnos Architektur und Philipp Rösli Architekten

BAUHERRSCHAFT
Genossenschaft Migros Ostschweiz

AUSGANGSLAGE:
Unweit der Autobahnverbindung Zürich-Winterhur liegt das ruhig gelegene Kemptthal und das historisch bedeutende Maggi-Areal. Vor einiger Zeit entschied sich Givaudan, der weltweite Marktführer von Duftstoffen seinen Hauptsitz an diesen Standort zu verlegen und brachte so neues Leben auf das in einem Dornröschenschlaf liegende Areal. 1896 baute Alfred Dietz für Julius Maggi die ‘Centrale’. Eine zentralsymmetrische, monumental wirkende Anlage, im Zentrum des inselförmigen Areals mit zentrierten Nutzungen wie Kohlebunker, Kesselhaus, Fabrikkantine und Veranstaltungssaal.

KONZEPT:
Gleich wie vor 130 Jahren soll die Kantine auch heute den unterschiedlichen Nutzern und Mitarbeitern des Areals wieder zur Verfügung stehen. Zusammen mit der Eigentümerschaft, der Denkmalpflege und den neuen Betreibern der Kantine (Genossenschaft Migros Ostschweiz) wurde der Umbau der Liegenschaft in mehreren Etappen angegangen: Recherchen am Objekt und im Nestlé-Archiv in Vevey zeigten bereits beim Start der Planung interessante Vorgängervarianten des ehemaligen Festsaales. Im Schichtprinzip wurden mehrere Deckenebenen aus unterschiedlichen Jahrzehnten entfernt bis schlussendlich die ursprüngliche Deckengestaltung aus dem Jahre 1896 wieder freigelegt werden konnte. Die wieder entdeckte Deckenmalerei verleiht dem Raum eine Festlichkeit und Würde, die in einer Kantine eines Industrieareals so nicht erwartet wurde und das Planerteam bereits im weit fortgeschrittenen Planungsprozess vor neue Herausforderungen stellte. Im Pavillon sah die Ausgangslage anders aus. Nachdem im Innenputz Asbest festgestellt wurde, musste dieser entfernt werden und ein Sichtmauerwerk trat in Erscheinung. Das neue Fassadenbild stärkt den räumlichen Bezug zwischen Innen- und Flussraum und schafft zusammen mit der massiven Eingangstüre aus Eiche eine neue Adresse für das Restaurant.

UMSETZUNG:
Im Pavillon, in dem mehr Spielraum vorhanden war, sind Buffet und Bistrobereich konzipiert. Die Free Flow Elemente dienen als Raumtrenner und schlagen den Bogen zur Möblierung. Um die ungewöhnlich grosse Dimension der beiden Haupträume zu fassen, wurden grosszügige Raumbänke entworfen, welche ähnlich wie die Stehtische Zonen bilden und eine Doppelfunktion übernehmen. Ergänzt werden die unterschiedlichen Sitzmodul- Elemente mit dem Bugholzstuhl der Gebrüder Thonet und einer Gruppe Industriestühlen. Es war der Dialog mit dem Bestand, der immer wieder zu neuen Lösungen geführt hat. Das fertige Bild ist das Resultat einer spannenden Reise durch verschiedene Zeiten und eines Prozesses der intensiven Auseinandersetzung mit dem Vorgefundenen. Die klaren Budgetvorgaben der Bauherrschaften forderte und förderte die Kreativität der Architektinnen, benötigte im Gegenzug aber auch den Mut der Auftraggeber, unkonventionelle Details zu akzeptieren und `Unfertiges` auch einmal stehen zu lassen.