Architekturpreis Kanton Zürich

Der H3

Im P.

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Stadthalle, Zürich

ARCHITEKTUR
Oxid Architektur

BAUHERRSCHAFT
Hess Investment AG

Stadthalle Zürich
Das dritte Leben

Lange war die 1906 erstellte ehemalige Stadthalle Teil des gesellschaftlichen und politischen Lebens von Zürich. Als 1949 eine Autogarage eingebaut wurde, kam es zu erheblichen Veränderungen der Gebäudestruktur. Mit der jüngsten Umnutzung in den Hauptsitz von Schweiz Tourismus wurden beide Zeitepochen als konstituierende Elemente behandelt und mit den Bedürfnissen des neuen Mieters überlagert.

Die adressbildende Passage mit dem repräsentativen Drehtor ist als tunnelförmige goldene Eingangsröhre überformt. In der ehemaligen Halle werden zwei Deckenfelder unter den sanierten Oberlichtern geöffnet und bringen als Atrien Tageslicht mittig bis ins EG. Die oberste Garagendecke ist längsseitig zurückgeschnitten, um den übergang von der Wand zur charakteristischen gevouteten Decke freizulegen und den Raum auf der ursprünglichen längsseitigen Galerie wieder erlebbar zu machen. Die denkmalgeschützte Deckenkonstruktion besteht aus filigranen, genieteten Stahlfachwerken. Sowohl vor dem Bühnenbogen als auch entlang der Ostfassade entsteht durch das Herausschneiden der Garagendecken über eine Achsbreite das ursprüngliche Raumgefühl des Saals vom Boden bis zur Decke. In diesen Bereichen sind die beiden repräsentativen Vertikalverbindungen eingebaut; einerseits die geschwungene Rampenanlage als Tremola, andererseits der nur seitlich gehaltene Glaslift, welcher den dreigeschossigen Raum als Stempel durchfährt. Im ehemaligen Bühnenraum wurde die Fassade zwischen den Lisenen geöffnet, um Tageslicht für Arbeitsplätze und die als Boxen reingestellten Sitzungszimmer zu schaffen.

Mit dem Entscheid der Denkmalpflege, die denkmalgeschützten und restaurierten inneren Wand und Deckenmalereien wieder freizulegen, konnte die Fassade und das Dach energetisch effizient Aussen gedämmt werden. Ein dunkel eingefärbter Kratzputz sichert die Wertigkeit des Hofgebäudes. Die ursprünglichen Rundbogenfenster im 1.OG mit Gewänden und Kreuzstöcken werden in Proportion und Charakter durch die neuen Kastenfenster geschützt. Durch die Umnutzung des über 100-jährigen Bestands werden massiv Ressourcen (Graue Energie) geschont, die Lebenszykluskosten tief gehalten und CO2-Emissionen verringert. Dank der Grundwassernutzung der Sihl ist die Primärenergie zudem komplett erneuerbar. Mit dem Abbruch des nordseitigen Anbaus entsteht neu ein Hofraum mit Baum und entsiegelten Flächen.