Architekturpreis Kanton Zürich

Der H3

Im P.

< Eingabe 106 >

Wohnen am Rietpark - Geistlich Areal, Schlieren

ARCHITEKTUR
E2A Piet Eckert und Wim Eckert Architekten ETH BSA SIA AG

BAUHERRSCHAFT
Geistlich Immobilia AG

Der Verdichtungsdruck auf den Grossraum Zürich ist hoch. Um eine Verdichtung nach Innen real umsetzen zu können, werden vermehrt Standorte an lärmbelasteten Lagen konzeptionell neu zu bewältigen sein. Doch wie soll mit den häufig widersprüchlichen Anforderungen des Ortes, des Programms und des Lärmschutzes umgegangen werden? Das Wohn- und Gewerbehaus auf dem Geistlich Areal zeigt, wie trotz komplexen Bedingungen, die verbleibenden Freiheiten für eine prägnante Architektur genutzt werden können.

ARCHITEKTUR & STäDTEBAU
Das industriell geprägte Geistlich Areal ist durch Lärm belastet. Im Westen ist es dem Strassenlärm, im Süden und Südwesten den Geräuschimmissionen der Züge ausgesetzt. Der Wohn- und Gewerbebau ist als U-förmiges Volumen konzipiert. Die geschlossenen Fassaden auf drei Seiten trotzen der stark belasteten Lärmsituation. Der Hof richtet sich zum neu angelegten Rietpark und entfacht durch seine Freiheiten eine Form lokaler Mikrourbanität. Aus der orthogonalen Ausgangslage wurden die Wohnungen zum Hof hin 45 Grad gedreht. Mit einer geometrisch ondulierenden Abwicklung im Innenhof kompensiert die dabei entstandene, erhöhte Oberfläche die Möglichkeit, mehr Räume an Lärm abgewandter Lage zu positionieren. Entlang des äusseren Perimeters befinden sich die Entrées, Küchen- und Essbereiche. Die Wohnungen erstrecken sich über die gesamte Gebäudetiefe und ermöglichen so spannende Diagonalbeziehungen. Die Materialisierung Innen wie Aussen erinnert an den ehemaligen Industriestandort. Es wurden robuste und einfache Materialien eingesetzt: Roher Beton und die hinterlüftete Metallfassade prägen die Fassade. Im Innern sind Bäder und Küchen mit Baukeramikplatten verkleidet. Die Decken sind roh, der Boden ist aus geschliffenem Anhydrit. In den öffentlichen Bereichen finden sich sinnliche Elemente wie Holzhandläufe und lasierte Relieffliesen als Wandbekleidung.

INNENHOF UND DACHGäRTEN
Im Gegensatz zu den unter Last stehenden strassenseitigen Aussenfassaden, treten im Hof die Balkone und Erker als strukturelle Form in Erscheinung. Der markante Innenhof verleiht dem Bau eine starke Identität. Die Nähe der Balkone zueinander entfachen eine atmosphärische, urbane Dichte. Der Innenhof verbindet im Erdgeschoss alle Treppenhäuser über eine Arkade. Der Ort wird zum Aufenthalts- und Treffpunkt der Bewohner und der Nutzer von Gewerbe, Gastronomie, Kindergarten und Mittagstisch. Im Gegensatz zur öffentlichkeit im Erdgeschoss sind die Dachflächen als private ‚Schrebergärten‘ konzipiert. übergrosse Pflanzentöpfe sowie bauliche Strukturen unterteilen die Dachflächen. Die Dachgärten bieten ein erweitertes Wohnangebot und können von den Bewohnern dazu gemietet werden.

TRAGSTRUKTUR & TECHNIK
Das Wohngebäude ist als Skelettbau konzipiert. Die Wohnungstrennwände sind in Leichtbauweise realisiert. Die Gebäudestruktur ist bewusst schlank dimensioniert. Die 22cm starken Betondecken bilden mit der Balkonausbildung eine robuste und strukturelle Ausprägung der Architektur. Geheizt wird der Neubau mit einer Wärmepumpe. Auf ausufernde Haustechnik wurde grundlegend verzichtet. Stattdessen wird auf eine natürliche, nutzerbestimmte und unterhaltsarme Lüftung gesetzt. Küchen und Nasszellen ziehen beispielsweise klassisch, frische Luft durch die Fenster an der Hofseite nach.