Architekturpreis Kanton Zürich

Der H3

Im P.

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Wohnsiedlung und Kindergarten Guggach II, Zürich

ARCHITEKTUR
Knapkiewicz & Fickert Architekten ETH BSA SIA

BAUHERRSCHAFT
Pensionskasse der UBS


Leitidee:
Es handelt sich um eine Wohnüberbauug mit 252 Einheiten auf dem Areal Guggach 2. Sie liegt an einer Nahtstelle zwischen Siedlungsgebiet und Naturraum, und erfordert deshalb eine besondere Sorgfalt bezüglich ihrer Eingliederung und städtebaulichen Konzeption. Durch die nebenan zuvor erstellte Siedlung Guggach 1 entsteht zusätzlicher Bedarf an räumlicher Koordination, aber auch ein Ansatz zu einem alles verbindenden aussenräumlichen Thema. Die hohe bauliche Dichte ist eine grosse Her-ausforderung in Hinblick auf den menschlichen Massstab innerhalb solcher Grosssiedlungen.

Stadtplanung / Städtebau:
In Fortsetzung aussenräumlicher Merkmale der Nachbarsiedlung erhält Guggach 2 eine Reihe von Hofräumen, wobei der mittlere, fast umschlossene Hof die Anlage klar dominiert. Die wesentlich offener konzipierten Halbhöfe an den Rändern werden ihrerseits in Kombination mit der Nachbarschaft zu Höfen ergänzt – nicht zuletzt unter Mitwirkung des gewaltigen Naturkörpers des Käferholzwaldes. Der Massstab der 7 teilweise 8-geschossigen Bebauung wird durch die grosszügige Dimension der eingefassten Aussenräume relativiert.

Freiraum / Architektur:
In der Ausgewogenheit von Masse und Leere bietet das räumliche Konzept von Guggach 2 tatsächlich eine taugliche Möglichkeit für die aktuell stark im Umbau befindliche, traditionelle Gartenstadt – dafür beispielhaft könnten u.a. die englischen Crescents sein. Guggach 2 besitzt als Innenhof einen solchen Crescent, und dessen gekrümmte Geometrie prägt stark die Wohnungstypologie. Diese ergibt eine Grundrissform mit wenig Fassadenanteil und vergleichsweise grossen Raumbreiten im Inneren. Infolge der Mischorientierung haben die meisten Wohnungen 2 Balkone oder ersatzweise einen Fassadenerker.

Gesellschaft / Sozialraum:
Einmal mehr bewährt sich das Potential eines zentralen Hofes für die Siedlungsgemeinschaft - damit werden Identität, Orientierung und Adressen geschaffen. Dabei ist das Hofkonzept alles andere als abweisend - grosse Tordurchgänge setzen das Wegsystem auf Quartierebene fort, die Halbhöfe schaffen mit ihren ausgebreiteten Armen Willkommensgesten, und die Lücken in der Hofeinfassung erlauben Durchwegung, Aussicht und Durchlüftung. Die Bestückung der Hofmitte mit einem Kinder-garten wirkt nicht zuletzt wegen seiner besonderen Typologie als soziales Zentrum - eingebettet in das abfallende Gelände bleibt der Hof weitgehend unverstellt.

ökologie / Stadtklima:
Trotz grosszügiger Aussenräume ist diese überbauung als kompakte “Maschine” organisiert. Mit einer zentralen Garage in Kreisform und einer Velohalle in ihrer Mitte, werden alle Siedlungsteile erschlossen. Dadurch bleibt das übrige Areal unversiegelt und erlaubt üppige Grünräume. Da die Hofeinfassung unvollständig ist, sind die Kaltluftströme in Talrichtung gewährleistet. Die Fassaden sind in aufwändiger Zweischalen-Bauweise konstruiert – unten in hiesigem Fassadenklinker, darüber mit einer Schale aus gepressten Steinwollplatten und einem Vordach als Schutz. Diese Konstruktion ergibt ein reiches Fassadenrelief – in Licht und Schatten ein Genuss für das Auge und ein Aspekt, der bei der Nachhaltigkeitsdiskussion nicht vergessen gehen sollte.