Architekturpreis Kanton Zürich

Der H3

Im P.

< Eingabe 64 >

Zentrum Brütten, Alterswohnen und Allmend, Brütten

ARCHITEKTUR
Roider Giovanoli Architekten GmbH

BAUHERRSCHAFT
Brüel AG Brütten

Gut erschlossene ländliche Gebiete ausserhalb der urbanen Zentren stehen selten im Fokus, wenn es um bauliche Verdichtung geht. In Brütten ermöglichte ein vorbildlich ausgeschriebenes Wettbewerbsverfahren eine qualitätsvolle Innenentwicklung im Dorf. Auf vorher unbebauten und schlecht genutzten Flächen werden vielfältige neue Nutzungen realisiert und gleichzeitig der öffentliche Aussenraum gestärkt und aufgewertet.

Die grüne Allmend wird zu einem zentralen, öffentlichen Begegnungsraum für Leute jeden Alters. Rundherum werden drei Neubauten angeordnet – als eine Art „Geschwister“ im Dorfkern. Durch unterschiedliche Verwendung der prägenden Gestaltungselemente wie ausladende Vordächer, offene Lauben und Versätze in der Dachfläche, werden drei verschiedene, jedoch miteinander verwandte Charaktere erzeugt. Das lange, das flache und das hohe Haus, jedoch alle mit den gleichen Genen.

Als erste Etappe wurde das „lange Haus“ mit sechs Alterswohnungen realisiert. Das Gebäude entwickelt sich aus den – im Alter oft noch verstärkten - gegensätzlichen Bedürfnissen nach Gemeinschaftlichkeit und Kontaktmöglichkeiten auf der einen Seite und Rückzugsmöglichkeiten und Privatsphäre auf der anderen. Die sechs Alterswohnungen spannen sich zwischen dem gemeinschaftlichen Erschliessungsraum gegen Nordosten und den privaten Aussenräumen gegen Südwesten auf. Die Küchen bauen einen Bezug zur Erschliessung auf und bieten ein Angebot an Gemeinschaftlichkeit. Die Wohn- und Schlafräume werden dem Bedürfnis nach Privatsphäre gerecht. Die durchgehende, vorgelagerte Laube bildet eine Filterschicht zum öffentlichen Grünraum. Der Gemeinschaftsraum im Sockelgeschoss ermöglicht ein ungezwungenes Zusammenleben und leistet einen Beitrag zur Belebung der neu gestalteten Allmend.

Gemäss dem Kredo eines nachhaltigen Materialeinsatz wurde ein hybrider Baukörper entwickelt. Die verschiedenen Materialien werden dort eingesetzt, wo ihre jeweiligen Stärken optimal zur Geltung kommen. Auf einem robusten Betonsockel lagert der reine Holzbau der Obergeschosse. Ausladende Vordächer schützen die Holzteile vor der Witterung. Stahlstützen im Eingangsgeschoss vermitteln zwischen den Materialien Holz und Beton. Der Verzicht auf ein Untergeschoss minimiert den Aushub und den Bedarf an Beton deutlich. Die Abstellräume sind in die Wohnungen integriert, die Garage im Sockelgeschoss könnte bei Bedarf später zu natürlich belichteten Räumen umgebaut werden. Der Dämmperimeter ist kompakt gehalten. Zwischen beheiztem Volumen und Gebäudehülle entstehen vielfältig nutzbare Schwellenräume, wie die Veranda, das Treppenhaus oder die Loggien im Dachgeschoss. über das Zusammenspiel der verschiedenen Materialien entsteht ein langlebiges, vielfältiges und atmosphärisch dichtes Ganzes.