Architekturpreis Kanton Zürich

Der H3

Im P.

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Wohnhaus Herbstweg, Zürich

ARCHITEKTUR
Graser Troxler Architekten

BAUHERRSCHAFT
Privat

Es ist sicher kein Zufall, dass unter den Ikonen der modernen Architektur viele Stahlbauten sind. Stahl hat neben seinen aussergewöhnlichen statischen Eigenschaften die Fähigkeit, unverwechselbare Raumstimmungen und Atmosphären zu erzeugen. Anders als bei einem Massivbau sind die Räume nicht von homogenisierendem Gips oder Beton, sondern von Fugen, Sicken oder schmalen Kanten begrenzt, das tektonische Gerüst aus Stütze, Träger und Decke ist sichtbar, im Tagesverlauf erzeugt es ein sich ständig wechselndes Schattenspiel. Dieser formale Reichtum ist wesensbestimmend für den Raum.

Die Überlagerung der verschiedenen Rhythmen von Stahl, Verbunddecke, Stützen und Füllungen erzeugt das Bild einer eleganten, kraftvollen Einheit. Kleine räumliche Raffinessen, wie die über Eck öffnenden Fenster, verstärken dieses Raumgefühl. Dass Stahlbau auch ökologisch besser abschneidet als erwartet, liegt an der hybriden Bauweise. Alle Materialien sind ihren Eigenschaften gemäss sparsam und effizient eingesetzt.

Am Stahlbau fasziniert uns die Notwendigkeit, das Haus nicht nur zu zeichnen, sondern auch zu konstruieren. Wir sind davon überzeugt, dass im stilistischen Pluralismus unserer Zeit die Tragkonstruktion ein tragendes Architekturthema ist. Alle Hauptverbindungen sind designed for disassembly rückbaubar verschraubt.

Eingebettet in ein vorstädtisches Wohnquartier mit Gärten und freistehenden Gebäuden, ersetzt das Wohnhaus Herbstweg zwei Reihenhäuser mit Baujahr 1918. Links und rechts der Brandmauer sind dreizehn Wohnungen von 2.5 Zimmer bis 4.5 Zimmer angeordnet. Die innere Organisation folgt der Logik der Tragkonstruktion, alle Innenwände sind nichttragend und befinden sich unter den Metallträgern. Gibt es Längswände, liegt zwischen den Wänden und der Decke eine Glasscheibe. Vom Herbstweg aus wird das Doppelhaus frontal erschlossen. Ein schmaler Korridor bietet Zugang zum Lift und zum natürlich belichteten Treppenhaus, welches sich ab dem ersten Obergeschoss räumlich ausweitet.

Die äussere Gestalt des Doppelhauses spiegelt sein Inneres wider. Die abgetreppte Abwicklung und die hinterlüftete, vertikale Fassadenverkleidung aus beschichtetem Aluminium Wellprofilen kaschieren die schiere Grösse des Neubaus, der im Vergleich zum Vorgängerbau fünf Mal mehr Grundfläche bereitstellt. Fenster und Terrassentüren aus Aluminium, sowie nach Osten und Westen ausgerichtete Balkone gliedern die Fassade.
Im Zusammenspiel mit der Stahlkonstruktion erfährt das Haus eine ganz eigene Prägung.