Der H3
Im P.
«SATIVA» IM CHORB, Rheinau
ARCHITEKTUR
Staufer & Hasler Architekten AG
BAUHERRSCHAFT
Stiftung Fintan
WAHLVERWANDTSCHAFTEN
Wie kann ein zukunftsorientierter und nachhaltiger Gewerbebau in die eindrückliche Kulturlandschaft um die Klosterinsel Rheinau eingebettet werden?
GIEBELSTRUKTUR
2017 lobte der Kanton Zürich für die Fintan Stiftung ein Konkurrenzverfahren zu dieser herausfordernden Fragestellung aus. Ein grossformatiger Produktions- und Lagerbau für den aufstrebenden biodynamischen Saatgutbetrieb Sativa sollte – als Teil eines Gesamtbebauungskonzeptes für die mittelfristige Entwicklung von Gewerbe und Wohnen – in ein landschaftlich und denkmalpflegerisch hoch sensibles Umfeld eingeführt werden. Grundlage für den Studienauftrag bildeten die im Entwicklungsleitbild vorgegebenen Prinzipien und die sensiblen Anforderungen an Verarbeitung und Lagerung des Saatguts. Dabei galt es, eine angemessene Gestalt für das Saatgutzentrum zu finden, dessen Dimension mit den maximal vorgegebenen 30x30 Metern für das zu erfüllende Nutzungsprogramm viel zu klein, für die Körnigkeit des Ortes aber viel zu gross schien. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte von Klosteranlagen und ihrem traditionellen Verhältnis von Haupt- und ökonomiebauten führte zum Thema der «Wahlverwandtschaften», indem die Neubauten Massstab, Gestalt und Themen direkt aus den benachbarten ökonomiebauten schöpfen und diese und zeitgemäss übersetzen. Der bestehende Schweinestall und das historische «Brückenbauwerk», das so vor dem geplanten Abbruch verschont blieb, lieferten mit ihrem langestreckten Giebeln das Grundmass und die Struktur für eine vierteilige Giebelfolge.
HYBRIDBAUWERK
Mit seiner Silhouettenfigur erhält der Neubau zum Vorplatz eine Schaufassade, während die Täler der Giebelstruktur die von Einblicken geschützte PV-Anlage und das Zenitallicht für die Belichtung des Administrationsgeschosses aufnehmen. Diese ist das Abbild eines über einem massiven, tief ins Erdreich reichenden Gefäss aufgerichteten Holztragwerks. Seine doppelt abgehängten, bogenförmigen Träger ermöglichen grosse Spannweiten für die oberirdischen Arbeits- und Produktionsräume und sollen zu einer erhabenen Arbeitsatmosphäre beitragen. In kühler Tiefe lagern die im Erdgeschoss sortierten und abgefüllten Samen bis zu ihrem Versand. Zu den wichtigsten Nachhaltigkeitsfaktoren gehören die Aktivierung der Erdreichkühle mit der dadurch möglichen Reduktion der Haustechnik, das systematische Anordnen der Klimazonen, die synergetische Kombination und Verschränkung des Baumaterials und eine maximale strukturelle Flexibilität. Für den Bau kamen durchgängig ökologische und dauerhafte Materialien wie Schafwolldämmungen und Mondholz zur Anwendung.